Einer der bedeutendsten Tempel, die auf der Chalkidiki gefunden wurden, ist der Tempel des Zeus Ammon, der 1969 bei der Errichtung eines Hotels entdeckt wurde. Durch die Bauarbeiten wurde die Krepis (Basis) des Kultbaus teilweise zerstört. Die in den folgenden Jahren 1970, 1971 und 1973 fortgesetzten Ausgrabungen belegten, dass an dieser Stelle der Halbinsel Kassandra in der 2. Hälfte des 8. Jh. v. Chr. von den euböischen Siedlern der Stadt Aphytis ein Heiligtum des Dionysos angelegt worden war, wo er zusammen mit den Nymphen in der Höhle unterhalb des Felsens am Südwesthang des Geländes verehrt wurde. Der Kult in der Höhle, in welche die Gläubigen über eine in den Stein gehauene Treppe gelangen konnten, wurde auch in den folgenden Jahrhunderten bis zum 2. Jh. n. Chr. fortgesetzt.
Auf der ebenen Fläche im Nordteil der archäologischen Stätte wurde gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. ein Heiligtum des aus Ägypten stammenden Zeus Ammon gegründet. Zuerst wurde Ende des 5. Jh. ein gemauerter Altar errichtet, aber später, in der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr., entstand neben dem Altar ein Peripteraltempel im dorischen Stil mit einem steinernen Gebälk. Dieses wurde gegen Ende des 3. Jh. oder Anfang des 2. Jh. v. Chr. nach einer Beschädigung des Tempels durch ein Marmorgebälk ersetzt. Das Dach war von Tondachziegeln mit bemalten Reliefs geschmückt. Seine zeichnerische Rekonstruktion ist durch die verstreut gefundenen Architekturglieder möglich.
In römischer Zeit (1. – 2. Jh. n. Chr.) wurde der Tempel umgebaut, und mit dem Baumaterial wurden an seiner schmalen Südseite zwei abgetreppte Konstruktionen (Sitzreihen) errichtet. In der Mitte zwischen ihnen wurde über den älteren Altar ein kleiner Altar aufgesetzt. Auf diesem offenen Platz dürften die Gläubigen religiöse Zeremonien sitzend verfolgt haben. Wie die Funde beweisen, dauerte die römische Phase des Tempels bis in die Epoche der Nachfolger Konstantins, als er endgültig zerstört wurde. Der Teil eines frühchristlichen Badehauses, das an der Nordspitze des Geländes ausgegraben wurde, lässt sich möglicherweise mit einer Fortsetzung des Kultes in den frühchristlichen Jahrhunderten und später in der mittelbyzantinischen Zeit verbinden. Nachdem das Heiligtum aufgegeben worden war, wurde das Baumaterial seiner Ruinen von Mönchen des russischen Klosters Panteleimon geplündert, dessen Klostergut in der Gegend angelegt worden war.